Zum unzähligsten Male starrte Finrod auf die Tür, wollte sie aufreißen um seiner Gattin zur Hilfe zu eilen. Doch er wusste, dass er absolut nichts tun konnte, auch wenn ihre Schreie, welche so markerschütternd durch die Tür drangen, ihn tief im Innersten schier zerrissen. So manches Mal hatte er die Hand an der Klinke und wollte sie hinunter drücken, doch eben so oft liess er die Hand wieder sinken und setzte seinen unruhigen Gang durch den kleinen Raum fort.
Dann wurde es schlagartig derart still ~ man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Nun wurde Finrod noch unruhiger. Warum hörte man nichts mehr? War seiner Gattin etwas zugestossen?
„Nessa!“ , rief er laut und stürzte in den Raum. Seine Frau lag ihm ehelichen Gemach, ihre Haare zersaust und durchnässt vom Schweiß, wie auch ihr Gesicht. Ihre Augen sahen müde aus ~ müde aber glücklich. Die Heilerin, welche er am Vorabend selbst in sein Haus geholt hatte, stand mit dem Rücken zu ihm, ihren Kopf zur Tür gerichtet, den Eindringlich milde zulächelnd.
Finrod stürzte auf das Bett zu „Liebes, geht es Dir gut? Ich hörte Dich schreien…“ seine Stimme erstarb, derart dumm kamen ihn seine Worte vor. Er kniete sich neben das Bett und ergriff ihre Hand. Bevor Nessa überhaupt antworten konnte, erfolgte ein erneuter Schrei ~ heller… [i]
„Eure Tochter begrüsst Euch, werter Herr“, [i]hörte er die Heilerin sprechen, drehte sich zu dieser um und erblickte das kleine Bündel, welches die alte weisshaarige Frau in den Armen hielt.
Ungläubig blickte er seine Frau an, welche nur müde lächelnd nickte, dann stand er auf und ging langsam auf die Heilerin zu.
„Es … sie ist so winzig“, stammelte er, nachdem er an die Heilerin heran getreten war, seine Tochter zu begutachten.
Die Heilerin lächelte milde. „Das sind Kinder meist, wenn sie gerade erst das Licht der Welt erblicken, werter Herr“
Mit diesem Worten hielt sie Finrod das kleine Bündel hin. Finrod starrte auf das kleine Bündel. Er war es gewohnt einen Zweihänder zu tragen, diesen mit sicherer Hand zu führen, doch ein derart zerbrechliches Wesen halten? Die Heilerin nickte ihn aufmunternd zu, während sie das Neugeborene ihm immer noch entgegen streckte.
Zögerlich öffnete er seine Arme und ehe er sich versah, lag seine Tochter schon in seinen Armen. Kleine grünen Augen starrten ihn einen Augenblick ruhig an ~ füllten sich langsam mit Tränen. Das kleine Gesichtchen verzog sich langsam zu einer Fratze, der kleine Mund öffnete sich und es erfolgte ein erneuter greller Schrei, der Finrod durch Mark und Bein ging.
Behutsam, doch eiligst trug er es zum Bett seiner Gattin, welche nun ebenfalls die Arme entgegen streckte, um ihr Kind in selbige zu schließen.
„Es wird hungrig und müde sein, die Reise auf diese Erde war doch recht anstrengend“, bemerkte die Heilerin, welche direkt schmunzeln musste, mit welcher übertriebenen Vorsicht der Kindesvater agierte.
Nessa nahm das Kind entgegen, legte es sogleich an ihre Brust welche noch keine Nahrung von sich gab. Doch dies schien dem Kinde nicht zu stören, sofort hörte es auf zu schreien und schlief sogleich ein.
Finrod nahm die Gelegenheit wahr, sich das Mädchen genauer anzusehen, dabei stets einen fragenden Blick gen Nessa gerichtet, ob es ihr auch Recht wäre.
Das kleine Mädchen hatte rotbraunes Haar, wie ihre Mutter, die Nase wie ihre Mutter ~ natürlich nur kleiner. Auch hatte es die vollen Lippen ihrer Mutter… Kurzum schien sie das Abbild ihrer Mutter zu sein… Er konnte sein Blick kaum von dem kleinem Wunder lösen.
„Wie soll sie heissen?“fragte die Heilerin leise, dass Neugeborene nicht wecken wollend
„Kìara“ kam es zeitgleich aus dem Munde der frischgebackenen Eltern.